Sehen am Bildschirm

Ein vielschichtiges Thema: Optik, Physiologie, Gewohnheiten, Blaufilter.

Optik

Die Basis für gutes Bildschirm-Sehen ist natürlich die Schärfe. Bereits bei der Augenmessung berücksichtigen wir Ihre individuelle Situation: welcher Abstand ist der Richtige, ist dieser immer gleich oder eher variabel? Ist eine andere Dioptrie als die Fernstärke notwendig? Sitzen Sie vor mehreren Bildschirmen, wie sind die angeordnet? Wechseln Sie häufig die Seh-Entfernung, zum Beispiel in einem Büro mit Klientenverkehr?

Wenn wir Optiker diese Details kennen, können wir Brillengläser fertigen, die das Bildschirm-Sehen echt scharf machen. Speziell bei Alterssichtigkeit ist das ein wichtiges Thema. Denn unsere Erfahrung zeigt: spezielle Brillen bringen hohen Komfort. Und das gilt am Computerbildschirm in besonders hohem Maß!

Es gibt für diese Aufgaben sehr gute Kontaktlinsen, die einige Vorteile gegenüber Brillen haben. Wenn Sie noch keine Kontaktlinsen verwenden: unbedingt ausprobieren!

 

Physiologie

Wussten Sie, daß die Menschheit am Bildschirm weniger zwinkert als notwendig? Und zwar viel weniger: normalerweise kommt alle 4-5 Sekunden ein erfrischender Lidschlag über unsere Augen. Am Bildschirm jedoch sinkt die „Lidschlagfrequenz“ auf rund 20 Sekunden ab! Das wäre nicht so dramatisch, wenn nicht ein physiologischer Aspekt ins Spiel käme, den wir Ihnen jetzt kurz darlegen möchten.

Unsere Augen haben eine Besonderheit, die nur an wenigen Stellen unseres Körpers vorkommt. Ein lebendes Gewebe, das keine Adern hat. Genannt Cornea oder Hornhaut. Sie ist die vorderste Fläche des Auges direkt vor der Iris. Das ist zweckmäßig, weil sie dann durchsichtig ist. Die Frage ist nun, wie dieses tolle Gewebe Nährstoffe und Sauerstoff zum Leben bekommt. Einfache Antwort: mittels Tränenflüssigkeit. Und jetzt kommt der springende Punkt: unsere große Tränendrüse schüttet beim Zwinkern Tränenflüssigkeit aus, die durch die Lider über das Auge verteilt wird. Zwinkern wir nicht ausreichend, kommt die Cornea in einen eklatanten Versorgungsnotstand. Der wiederum führt dann zu den Problemen, die beim Bildschirmsehen häufig sind: Augenbrennen, rasche Ermüdung, schlechte Sehschärfe und andere nervige Zustände.

Unser erster Tipp: schauen Sie öfter aus dem Fenster! Also viel öfter. Klingt banal? Was dann geschieht, ist ein toller Effekt: Sie zwinkern! Wenn Sie kein Fenster haben, drehen Sie den Kopf zur Seite und schauen ins Zimmer. Tun Sie das auch bei Videokonferenzen. Wenn Sie gefragt werden, was das soll, sagen Sie bitte weiter, warum! Das wäre sehr nett.

Zweiter Tipp: positionieren Sie den Bildschirm nicht direkt an die Wand. Wenn´s geht ans Fenster, sodaß Ihr Blick öfter in die Ferne gelenkt wird. Das entspannt die Akkommodation (Naheinstellung) und steigert die Lidschlagfrequenz. Außerdem richten Sie automatisch die Sehachsen der beiden Augen neu aus, was die Durchblutung der Augenmuskeln etwas fördert.

Dritter Tipp: Bildschirmsehen ist für die Sehentwicklung und die Fitness unserer Augen eine völlig uninteressante Situation. Immer dieselbe Entfernung, Erkennung kleiner Details unerheblich (außer vielleicht Grafikdesign und Videoschnitt), keine größere Auslenkung der Augen notwendig. Deshalb unsere Empfehlung: lassen Sie´s einfach. Nein, das ist natürlich nicht ernst gemeint. Richtig ist: schaffen Sie Ausgleich, um Ihr Sehen fit zu halten. Machen Sie Augenübungen, kümmern Sie sich um die Gesundheit Ihres Tränenapparates. Trinken Sie gutes Wasser. Machen Sie Lidrandmassage.

 

Gewohnheiten

Im Folgenden möchten wir hauptsächlich presbyope (alterssichtige) Bildschirmbenutzer informieren. Jugendsichtige können es aber gerne lesen, jedoch nur, wenn sie dabei den Kopf nicht nach unten zum Wischkastl senken. Schlechte Gewohnheit!  Alterssichtig heißt: ich brauche unterschiedliche Diptriewerte für Ferne und Nähe bzw. Bildschirm. Das kann technisch unterschiedlich gelöst werden.

Wenn Sie mit Ihrer Gleitsichtbrille diese spezielle Situation meistern ist das Ihr Glück! Wir sehen als Optiker sofort, wenn jemand mit der Gleitsichtbrille vor dem Bildschirm sitzt. Weil er den Kopf anhebt. Und dann starke Bewegungen rechts/links macht. Fragen Sie den Physiotherapeuten. Er wird antworten: „Schildkrötenhals. Häufiges Problem heutzutage“. Man gewöhnt sich irre schnell an die Kopfhebe- und -schüttel Technik. An die Verspannungen im Nacken jedoch nicht. Multifokale Kontaktlinsen kennen dieses Problem nicht. Hier sind die Werte konzentrisch angeordnet und bei natürlicher Kopfhaltung ist alles scharf.

Sie setzen einfach Ihre Lesebrille auf? Gut, dann müssen Sie halt näher an den Bildschirm ran. Die Lesebrille ist auf ca. 40 cm eingestellt. Der Bildschirm ist jedoch 80 – 100 cm entfernt. Vielleicht verwenden Sie eine schmale Halbbrille und heben den Kopf zusätzlich? Schildkrötenhals?!

 

Blaufilter

Blaues Licht kommt, im Gegensatz zu ultraviolettem, bis zur Netzhaut. Es ist sehr energiereich und kann die Netzhaut schädigen.

Am Bildschirm ist der Anteil des blauen Lichtes relativ hoch. Zudem haben LED-Leuchtmittel meistens einen höheren Blaulichtanteil. Häufig wird die Allgemeinbeleuchtung an Arbeitsplätzen extra bläulich gestaltet, um die Leistungsfähigkeit oder Wachheit nicht zu beeinträchtigen. Im Freien in der Sonne ist das blaue Licht um das 200.000 fache stärker als an einem Computerbildschirm.

Um die negativen Effekte zu verhindern, gibt es Blaufiltergläser. Soviel zu den Fakten.

Ist es wichtig, sich vor den Auswirkungen zu schützen? Ja logisch, vor allem, wenn es in der Verwandtschaft altersbedingte Maculadegeneration gibt. Das ist wie mit dem Sonnenschutz der Haut: wir kremen uns ein, damit wir später keinen Hautkrebs vom UV-Licht bekommen.

Allerdings gibt es eine Ausnahme bei dieser präventiven Maßnahme: Brillen bei kurzsichtigen Kindern. Diese Brillen bitte ohne Blaufilter! Das blaue Licht steuert das Augenwachstum. Kurzsichtige Kinder haben meistens einen im Verhältnis zum Brechwert zu langen Augapfel. Sind sie nicht genügend im Freien, steigt die Kurzsichtigkeit meistens stärker an.

Sie möchten mehr wissen? Vereinbaren Sie jetzt einen Beratungstermin oder rufen Sie uns an. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!